Verschleiss
Ersatz von Gabelsimmerringen und
Lenkkopflager
Eine Schwarzwaldfahrt am 4. Juni 2000
offenbarte es. Die Gabelsimmerringe der VFR leckten,
unübersehbar. Besonders der linke Holm auf der
rückwärtigen Seite. Gabellsimmerringe,
Gleitbuchsen, Lenkkopf- und Radlager und alle
Staubdichtungen kosteten zusammen Fr. 415.-. Normaler
Verschleiss nach 9 Jahren und 74'000 km Laufleistung. Besser
man erledigt gleich die ganze Front in einem "Aufwasch",
also Lenkkopflager, Gabelsimmerringe, Staubdichtungen und
Radlager.
Moderne Telegabeln arbeiten in der Regel
mit ungeschützten Gleitflächen. Die Tauchrohre
sind aus Aluminium und die Standrohre aus nahtlosem,
hartverchromtem Stahlrohr. Im Tauchrohr befindet sich eine
Oelfüllung die der Dämpfung dient. Am oberen Rand
des Tauchrohrs befindet sich ein Simmerring (Dichtring mit
federbelasteten Lippen) der das Oel am Austreten hindert,
das heisst er streift überschüssiges Oel vom
Standrohr ab. Durch die ständige Federbewegung der
Gabel verschleissen die Simmerringe und beginnen früher
oder später zu lecken. Oelige Standrohre sind erste
Anzeichen, dass ein Besuch mein Mech fällig ist. Es
versteht sich von selbst, eingetrocknete Schmutzpartikel und
Insekten fördern den Verschleissprozess erheblich. Die
Gleitflächen der Standrohre sind tunlichtst sauber zu
halten. Steinschläge sind mit einem Oelstein vorsichtig
zu glätten. Bei Enduromaschinen sind die Standrohre
meist mit einem Gummifaltenbalg geschützt. Dieser
Faltenbalg ist regelmässig auf Risse zu prüfen.
Undichte Faltenbälge lassen Regenwasser und
Strassenschmutz durch, der sich unbemerkt auf den
Standrohren absetzt.
Die Lenkkopflager erledigte ich an einem
Abend nach der Arbeit. Vorgängig entfernt man den Tank
und die beiden Seitenteile der Verkleidung. Für den
Vorderradausbau stehen immer zwei Holzklötze bereit,
die unter die Gabelholmen passen indem man die Maschine mit
einer Hand vom Vorderrad anhebt. Danach unterlegt man unter
den beiden vorderen Auspuffkrümmern und entfernt die
Holzklötze unter den Gabelholmen. Das bewältigt
man im Alleingang und hat somit die Frontpartie ab Boden.
Zusätzlich kann man das Motorrad sichern, indem man ein
ca. 2 m langes Flach- oder Profileisen bei der vorderen
Zylinderbank unter die Auspuffkrümmer durchschiebt und
beidseitig auf einen Unterstellbock legt.
Ansonsten verfährt man wie ich das
schon bei der SRX beschrieb. Glücklicherweise sind die
Lager der VFR mit Kugelkäfigen versehen, es fallen
keine Kugeln aus dem Lager bei der Montage.
Die Lager meiner VFR waren nach 9 Jahren
praktisch trocken und teilweise von Korrosion befallen.
Mechanisch befand sich das untere (grössere) Lager in
relativ gutem Zustand. Das obere zeigte deutliche
Verschleisspuren.
Mehr Mühe bereitete das Zerlegen von
Tauchrohr und Holmen. Vorgängig ist das
Hydrauliköl aus der Gabel abzulassen. Unter der
Staubdichtung am Taurohr findet sich ein Federring, der den
Gabelsimmerring sichert. Dieser ist zu entfernen, Feder und
Distanzstücke ausziehen und die untere, in
längsrichtung eingedrehte M8 Verschlusschraube
lösen. Diese Verschlusschrauben hatten es in sich. Die
waren festgeknallt, mit Loctite gesichert. Selbst
wärmen im Backofen brachte nichts. Ich musste mit
beiden Holmen in die Firma und in einem kräftigen
Schraubstock sichern. Mehrmaliges klopfen mit schwerem
Durchschlag und Hammer auf den Schraubenkopf (Prinzip
Schlagschrauber) brachte den gewünschten Erfolg. Das
Auswechseln von Gleitbuchsen und Simmerringen war dagegen
ein Kinderspiel. Etwas knifflig wiederum das Einsetzen der
Holmen in die Tauchrohre. Die neuen Simmerringe müssen
ganz nach unten in ihrem Anpass, sonst passen die
Federsicherungsringe nicht oben drauf. Danach wird die
Dämpferstange und die Feder mit den Distanzstücken
montiert und jeder Holm mit 394 ccm Gabelöl
gefüllt.
Die Lenkkopflager stellt man mit Hilfe
kurzer Probefahrten ein. Mehrmaliges hartes Bremsen ist
nötig damit sich die Lager richtig setzen. Eventuell
muss man die Lager zwei- oder dreimal nachstellen bis sich
die Lager gesetzt haben. Danach sollten sie wieder gut sein
für 70'000 oder mehr Kilometer.
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