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1983 |
Technik |
![]() Grosse Zerlegung für die anschliessende Ueberholung. |
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![]() Die Auspuffbirne reicht bis über den Zylinderkopf. |
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![]() Das sieht noch ziemlich wüst aus. Kette und Ritzel müssen erneuert werden. |
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![]() In der Bildmitte die Wasserpumpe. Links die Auspuffbirne die Vibrationsrisse aufwies. |
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![]() Die Kupplungsseite. Links im Rahmendreieck die Batterie, sie musste ebenfalls ersetzt werden. |
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![]() Ein Satz neue Metzeler Enduro Reifen musste her. |
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![]() Instrumente mit der selbstgebastelten Nadel im Drehzahlmesser. |
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![]() Noch ein paar Kupferwürmer sortiert und es geht mit der Revison dem Ende entgegen. |
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![]() Und fertig! |
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Revision einer 13 Jahre alten 125er Enduro Honda MTX aus der Asche Ein neuer Töff für die 125er-Einsteigerklasse kostet bis zu achttausend Franken. Ein Betrag, der Lehrlinge und andere Kleinverdiener jenseits von Gut und Böse ist. Um so mehr sind Occasionen gesucht. Möglichst günstig ab MFK. Wenn auch das noch zu teuer ist, muss halt selber Hand anlegen. "Opfer" meiner Revision war eine Honda MTX 125 Enduro von 1983 mit 27'000 km auf dem Tacho, die in der Tiefgarage eines Nachbarn jahrelang vor sich hingegammelt war. Die MTX machte einen traurigen Eindruck. Abgefahrene Reifen, rostige, durchhängende Kette, tote Batterie und kein Fahrzeugausweis. Der Besitzer versprach, den Ausweis zu beschaffen. Wir einigten uns auf zweihundertfünfzig Franken, aber nur mit Papieren. Schon zwei Tage später konnte ich beides früh morgens in Empfang nehmen und mich an die Arbeit machen. Eine erste Wäsche brachte Risse in der rechten Kühlerverkleidung und einen nadellosen Drehzahlmesser zum Vorschein. Klebern auf Verschalungsteilen, Tank, Schwinge und Kotflügel rückte ich per Haarfön zu Leibe. Am frühen Nachmittag war der Töff gestrippt. Lediglich Motor und Vordergabel sassen noch im Rahmen. Die unangenehmste Arbeit stand nun bevor: Alle Teile wollen von Strassendreck, Kettenfett und Zweitakt befreit werden. Das machte ich mit einem dicken Pinsel und einer Schale Benzin. Die Benzinwäsche beschäftigte mich bis zum Eindunkeln am Abend. Die schwarzen Fingernägel und Handlinien säuberte ich in den folgenden Tagen, indem ich regelmässig in der Küche den Abwasch besorgte. Bestandesaufnahme nach dem Striptease: Kette und beide Ritzel schulbuchmässig verschlissen, Kettenschoner auf der hinteren Schwinge durchgescheuert, Vergaserflansch rissig, Kupplungshebel gekrümmt, Drehzalmesserwelle gebrochen, unpassende Schrauben in Brems- und Kupplungshebel, Aussenelektrode der Zündkerze abgeschmolzen, Schalldämpferbirne an einer Befestigungslasche gerissen. Das Rohr am hinteren Schalldämper war mal gerissen. Die an der Bruchstelle ausgetretenen Auspuffgase hatten die Seitenverschalung, das Blinkerkabel und das Werkzeugfach angescholzen und das Bordwerkzeugmit schwarzem, öligem Zweitaktruss beschlagen - eine schöne Bescherung. Mit einer Liste der gewünschten Ersatzteile fuhr ich nach Zürich zu Honda-Holliger. Frau Stocker vom Ersatzteildienst versprach mir, alles bis zum nächsten Tag zu beschaffen. Da war ich nun wirklich gespannt, immerhin ist die MTX von 1983. Anderntags, am späteren Nachmittag rief ich an. "Alles da!" verkündete Frau Stocker fröhlich. Die Teile kosteten dreihundertvierzig Franken, allerdings war doch nicht ganz alles da. Eine Betriebsanleitung sei nicht mehr aufzutreiben. Trotzdem: überraschend, was innert Tagesfrist verfügbar ist. Nun noch neue Reifen. Hierzu waren zwei Fahrten nach Jestetten fällig. Jeweils ein MTX-Rad befestigte ich auf dem Sozius der SRX und düste damit bei Rafz über die Grenze. Der Zölllner wunderte sich: "Ja, isch denn des scho wider en Töffreife?" als ich im Abstand einer Stunde eine zweite Mehrwertsteuerbestätigung verlangte. Jetzt hatte ich alles beisammen für den Zusammenbau. Die Auspuffanlage hatte ich bereits autogen geschweisst und mit Hochtemperaturfarbe gespritzt. Zuerst baute ich den Vergaser mit dem neuen Flansch ein, darauf das komplexe Kunststoffteil, das Luftfilterkammer, Batteriekasten und Werkzeugfach bildet. Vor dem Montieren der Räder musste ich die Bremsankerplatten reinigen, die Nocken schmieren und die angelaufenen Speichen mit Stahlwatte polieren. Die Felgen waren ganz gut im Stand und glänzten wieder. Nur die hinteren Speichen waren nicht mehr auf Glanz zu bringen. Hinterradschwinge und beide Räder eingebaut, schon nahm der Töff wieder fahrbare Gestalt an. Wie schön war es, zu sehen, wie unter meinen Händen langsam wieder ein Motorrad entstand. Die scheintote Batterie liess sich durch geduldiges Laden und Entladen zu neuem Leben erwecken. Und siehe da, auch Blinker, Stand- und Bremslicht funktionierten nach der Montage tadellos. Nur der Scheinwerfer wollte nicht. Also, Tacho, Drehzahlmesser und Scheinwerfer wieder demontieren, das Kabelpuff entwirren. Es liess sich aber kein Defekt finden. Keine Isolation durchgescheuert, kein Kabel gebrochen. Mit Hilfe von Voltmeter und Summer ging ich der Sache auf den Grund. So eine Betriebsanleitung mit Elektroschema wäre halt schon praktisch. Ich checkte jeden Draht. Ja, klar! Der entscheidende weiss-gelbe endete unter dem Tank am Gleichrichter. Der Scheinwerfer brennt also nur, wenn der Gleichrichter Spannung hat. Und der kann nur Spannung haben, wenn der Generator, das heisst der Motor, läuft. Kurz: Scheinwerfer-/Abblendlicht funktionieren nur bei laufendem Motor. Schnell baute ich alles wieder an, samt Drehzalmesser mit der neuen Welle und der selbst gebastelten Tourenzahl-Nadel. Endlich alles paletti? Denkste - ich hätte es ja eigentlich wissen müssen: Das Gaskabel war in der Krümmung im Gasgriff gebrochen. Da musste ein neues her. Telefon mit Frau Stocker. "Ja, so ein Gaskabel ist da, kostet 32 Franken." Einfach super, dieser Service! Eineinhalb Stunden später: Choke rein, voll auf den Kickstarter - er lief! Ersten Gang rein und ahh ... das Ding ging auf dem Hinterrad ab wie eine Rakete. Die Nadel stand bei sieben- oder achttausend, verdammt, wo war der Choke? Endlich stillgestanden, Choke raus - da starb das Motörchen ab. Kein Standgas und, wie ich gleich merkte, keine Teillast. Ohne Choke wollte der giftige Zweitakter nicht werken. Zu guter Letzt ein Vergaserproblem. Rückstände von Bleifrei-Benzin verstopften Düsenstock und Düsen. Also musst ich nochmals einen freien Nachmittag opfern. Am Abend vor dem Vorführ-Termin checkte ich alles nochmals durch. Alle Glühbirnen ok, kein Spiel in Schwinge und Steuerkopf, Kettenspannung korrekt, gut lesbar die Typennummer des Auspuffs. Es konnte nichts mehr schief gehen. Und tatsächlich: Die MTX passierte die Prüfung ohne Beanstandung. Der Experte, beinahe kameradschaftlich, meinte nach der Probefahrt: "Die läuft schön, zieht wirklich gut." Harte Fakten: Revidierter
Töff: Honda MTX 125 Enduro, Jg. 1983, 27'000 km,
Zweitakt-Einzylinder, Preis Fr. 250.- Weitere Kosten: Prüfung Strassenverkehrsamt Fr. 52.-, Fahrzeugausweis Fr. 50.- Dauer der Revision: 2 Ferienwochen |
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CH-8194 Hüntwangen |
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