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Setzmaschinensammlung
Technik- und Linotype-Museum Fahrnau (Klaus Max Trefzer)

Das Museum ist seit dem 22.10.2017 endgültig geschlossen.

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GRAPHOS Uster/ZH
Typorama Bleisatz-Museum

Linotype Museum
Die Setzmaschinensammlung von Klaus Max Trefzer ist einmalig in Europa. Sie umfasst ca. 40 Maschinen und ca. 250 Matrizensätze. Zu finden ist die Sammlung in Fahrnau (Industriegebiet Grienmatt) bei Schopfheim/D, 90 km nordwestlich von Zürich in der Nähe von Lörrach.

Das neue Linotypemuseum in einer ehemaligen Schuhfabrik

Das neue Linotypemuseum in einer ehemaligen Schuhfabrik.

Aus dem Prospekt

Die geniale Idee
Johannes Gutenberg (1400-1468) erfand um 1445 das Handgiessgerät, mit dem aus Blei einzelne Buchstaben gegossen werden konnten. Bisher war das Drucken nur von Holz- oder Metallplatten mit geschnittenen Motiven möglich. Jetzt konnte man einzelne Buchstaben zu Wörtern und ganzen Sätzen zusammensetzen, und nach dem Druck der so erstellten Seiten diese wieder zerlegen, um die Lettern erneut auf die selbe Art zu verwenden. Jetzt begann eine gewaltige Verbreitung von Nachrichten und Wissen. Dieses System der Druckstockherstellung wurde immer mehr verfeinert und ergänzt.

Im 19. Jahrhundert betrug die Stundenleistung eines Handsetzers ca. 1400 Buchstaben pro Stunde. Nur mit einer Armee von Setzern wäre eine heutige Tageszeitung möglich, denn es müsste nicht nur gesetzt, sondern auch wieder abgelegt werden, abgesehen vom enormen Materialaufwand. Auch die Bleilettern wären nur für wenige Auflagen verwendbar, da eine Abnützung unweigerlich eintritt.

Man suchte deshalb nach einer Möglichkeit, den Satz maschinell herzustellen. Über 200 verschiedene Patent-Anmeldungen wurden bekannt, jedoch die grösste Zahl der Erfindungen führte in eine Sackgasse. Anfangs versuchte man Handsatzlettern maschinell zu setzen, doch die Stundenleistung der Maschine war nicht höher wie die Handsatzleistung der drei Bedienungspersonen zusammen.

Viele der Erfinder verloren ihr ganzes Hab und Gut. Nur drei Entwicklungen blieben mit der Zeit übrig. Die "Monotype" eine Einzelbuchstaben-Giessmaschine gesteuert mit mit einem Lochband, ebenso der "Typograph", eine Zeilengiessmaschine mit an Stäben befestigten Messingmatrizen, und die "Linotype" mit dem bekannten Matrizenumlauf und Zeilenguss.

Der Typograph hatte den Nachteil, dass man nur eine Schrift setzen konnte, das Umstellen auf eine andere Schrift war durch den Stabwechsel sehr umständlich. Die Linotype war deutlich überlegen, auch der günstige Preis des Typograph war letztendlich nicht ausschlaggebend.

Natürlich versuchten sich nun bald viele Nachahmer im Kopieren einzelner Aggregate, aber in einer Reihe von Prozessen wurden die meisten abgewehrt. Ganz verhindert werden konnten die Kopien jedoch nicht, da durch die Globalisierung der Patentschutz Löcher hatte. So wurde in England die "Intertype" und in Russland die Neotype gebaut und mit Erfolg vertrieben.

Diese Sammlung von Linotype-Maschinen erhebt nicht den Anspruch der Vollständigkeit, aber es wird laufend versucht, noch fehlende Modelle und Systeme auch im Fremdmaschinen-Bereich zu beschaffen. Noch gesucht wird das Modell 2 Simplex, Modell 12 (in Vorbereitung) und Modell 6. Diese Typen sind sehr selten oder nicht mehr im Originalzustand aufzufinden. So suchen wir das Modell 2 mit Gasheizung. Eine derartige Maschine wurde 8 Tage bevor wir diese aufstöberten verschrottet, nur wenige Kilometer von uns, in Schramberg.

Mit dieser Sammlung wird versucht, die Entwicklung des Maschinensatzes festzuhalten, das diese Erfindung massgeblich die Kommunikation verbesserte. Zum Beispiel durch Tageszeitungen, Literatur, Lehrstoff, wissenschaftliche Veröffentlichungen etc. Die Auswirkungen waren in ewa so gross wie die Erfindung der Einzelbuchstaben durch Johannes Gutenberg.

Die Bleilettern-Epoche dauerte etwa 450 Jahre, die Bleisetzmaschinen-Zeit ca. 80 Jahre, bis sie vom Fotosatz abgelöst wurde. Der Fotosatz wird derzeit nach ca. 30 Jahren durch den Digitalsatz ersetzt. Was kommt danach?

Schopfheim, November 2000
Klaus Max Trefzer

Typographen

Kurze Geschichte des Typhographs

Die Typhograph Zeilensetzmaschine wurde 1888 von John Rogers in den USA konstruiert, und von Fred Bright in Cleveland/USA gebaut. Der Marktdurchbruch erfolgte ca. 1890. Rogers Maschine findet rasch Verbreitung. Die zwangsweise Matrizenführung ist charakteristisch für diese Maschine. Der Typhograph kennt nur einen Weg: den Gleitdraht hinunter zur Sammelstelle und nach dem Giessen den gleichen Weg zurück. Die Typen werden im Komplettgiessverfahren hergestellt. 1894 erwirbt die Mergenthaler Printing Co. alle in den USA erteilten Patente sowie die Fabrik. Dadurch wird die Konkurrenz vom Markt genommen. Die Maschine wird jedoch in Kanada weitergebaut und verbessert.

Die Ludwig Loewe AG in Berlin findet Interesse und führt die Maschine auf dem deutschen Markt ein. Sie wird umkonstruiert und 1905 erstmals gezeigt. 1905 entsteht der Zweibuchstaben-Typograph als Selbstableger und 1914 das Universal-Modell. Zum damaligen Zeitpunkt war der Typhograph das am meisten verbreitete Zeilengiessmodell neben der Linotype.

Linotypes

Dies dürfte die grösste Setzmaschinensammlung in Europa sein.

Linotype Modell 18

Mergenthaler Linotype GmbH, Modell 18 Mixer, Baujahr 1938

Eine wesentliche Erweiterung des Doppeldeckers stellt das mit zwei Seitenmagazinen ausgerüstete Modell 18 Mixer dar. Setzmaschinen mit Seitenmagazinen findet man zahlreich in Amerika; in Europa beginnt man erst, die Vorteile dieses Modells zu schätzen.

Linotype Modell 51 Alpha, Baujahr 1965

Hinten: Linotype Modell 51 Alpha, Baujahr 1965.
Vorne: Modell 53 Gamma, 3-Magazin-Einableger, Baujahre 1960 - 1975.

Linotype Modell 20 Universa von 1974.

Linotype Modell 20 Universa von 1974.

Neotype

Neotype Leningrad, Modell H 14, Baujahr 1970

Bei dieser Maschine handelt es sich um einen, in weiten Teilen sichtbaren Nachbau des Linotype Modells 16.
Die Maschine zeichnet sich durch sehr robuste Bauart aus. Sie wurde für den westlichen Bedarf mit wesentlichem Standard nachgerüstet wie Zentriervorrichtung, Magazin- und Tastatur-Ausführung für westliche Sprachen etc.
Mit der 4-Magazinausführung standen damit 8 Schriften zur Verfügung die allerdings nicht in einer Zeile gemischt werden konnten. Ein weiterer Vorteil war der günstige Anschaffungspreis, ein ungewisser Posten die Ersatzteilbeschaffung.

Monotype Taster mit Giessmaschine

Britische Monotype Taster mit Giessmaschine (links)
Mit dem Taster wurde der Steuerstreifen perforiert, welcher die Giessmaschine steuert.
Mit den Monotypes wurden nur Einzelbuchstaben gegossen.

Intertype

Intertype - die Konkurrenz aus England.
Hersteller: Harris Intertype GmbH Berlin, Modell Vc, Einmagazin-Einableger, Baujahre 1935 - 1965.

Giessrad

Das geöffnete Herzstück der Setzmaschine. Im Giessrad sind die vier Giessformen sichtbar, jede für eine andere Zeilenlänge und/oder Zeilenhöne. Die Zeilenlänge wird durch Einsatzstücke begrenzt von denen ich während meiner Mechanikerlehre hunderte anfertigte. Die Masse werden in typographischen Punkten angegeben. Wenn ich mich recht erinnere sind 12 Punkte gleich 1 Cicero gleich 4.212 mm.

Schaltuhren schalteten den Bleitiegel der Setzmaschine 1 Stunde vor Arbeitsbeginn ein, um das Blei zu schmelzen damit der Setzer sofort mit der Arbeit beginnen konnte. Das verwendete Letternblei ist eine Legierung von Blei, Antimon und Zinn. Diese Legierung schmilzt früher als reines Blei und ist härter.

Halbzylinder

Vom flachen Bleisatz wurde eine negative Kartonmatrize gepresst die anschliessend in einer Presse zu einem Halbzylinder umgeformt wurde. Von diesem Negativ goss die "Stereo" den positiven Blei-Halbzylinder. Diese Halbzylinder spannten die Drucker auf die Walzen der Rotations-Druckmaschinen.

Herr Harald Schwab-Strube, seines Zeichens Museumsführer, führt mich am 21. Oktober durchs Museum und erläutert hier den Vorgang.

Harald Schwab-Strube

Führung: Am Sonntagmorgen, 21.10.2012, besuche ich zum wiederholten Male das Technikmuseum in Fahrnau. Als einziger Besucher an diesem prachtvollen Sonntag werde ich von Herr Schwab-Strube (Maschinensetzer) gleich zur Führung geladen. Mein Museumsführer kennt die Druckindustrie aus dem FF, seine Ausführungen sind kompetent und unterhaltsam zugleich. Herr Schwab-Strube leistet meinetwegen gar noch Überzeit, da die Öffnungszeit nicht reicht, um alles zu sehen und zu erklären. Zu guter Letzt wird mein Vor- und Nachname in Blei gegossen.

Ein herzliches Dankeschön diesem kundigen Fachmann!

Fotosatz

Die Bleilettern-Epoche dauerte etwa 500 Jahre, die Bleisetzmaschinen-Zeit ca. 80 Jahre, bis sie vom Fotosatz abgelöst wurde. Der Fotosatz wird derzeit nach ca. 30 Jahren durch den Digital-Satz ersetzt.

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Text Klaus Max Trefzer, Robert Pfeffer
Bilder Robert Pfeffer, CH-8194 Hüntwangen

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